In den natürlichen Vorkommnissen der Naturnahrung finden sich in der Trockensubstanz, neben dem Protein, fast ausschließlich Fette wieder. Im Gegensatz zu den Kohlenhydraten und Proteinen enthält Fett eine deutlich höhere Energiedichte.
Dadurch nimmt es im Stoffwechsel eines Koi eine entscheidende Rolle ein. Fette übernehmen im Organismus nicht nur die Funktion des Energielieferanten, sie sind auch am Aufbau der Zellwände beteiligt und dienen als Trägersubstanz für fettlösliche Vitamine. Da der Koi die größte Energie aus den Fettmolekülen gewinnt, kann bei einer zunehmenden Fettversorgung eine bessere Proteinverwertung erreicht werden. Proteine werden somit geschützt und für die Energiegewinnung nicht abgebaut [1].
Einige Versuche konnten zeigen, dass bei einem konstant bleibenden Gesamtenergiegehalt ein Austausch von 5 – 12 % Protein durch Fett, ohne Wachstumseinbußen möglich ist. Demnach ist es denkbar, Proteine teilweise durch Fette zu ersetzen [2]. Dieser Effekt heißt Protein-Einspareffekt. Damit muss ein Futter nicht über 50 % Protein aufweisen, um der Naturnahrung ähnlich zu sein. Ernährungsphysiologisch ist ein Futter mit erhöhtem Fettgehalt und 40 % Protein ähnlich verwertbar wie ein Futter mit niedrigem Fettgehalt und einem hohen Proteingehalt von über 50 %. Ein Vorteil dieses höheren Fettgehalts ist die niedrigere Gesamtproteinausscheidung. Zudem kann so die Gesamtfuttermenge reduziert werden.
Folgerichtig wird dem Fett bei der Energiebewertung eine immense Bedeutung zugesprochen. Für das Protein/Energie-Verhältnis nimmt das Fett in diesem Kontext den Part des wichtigsten Energieträgers ein. Hochwertige Futter verwenden mehrfach ungesättigte Fettsäuren von mehrheitlich Meerestieren (Fischöl) und nur geringe Mengen aus pflanzlichen Quellen.
Futtermittel, die einen hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren (wie im Fischöl) aufweisen, werden nach einer gewissen Zeit ranzig (oxidative Prozesse). Zur Vermeidung dieser Reaktion werden dem Futtermittel Antioxidantien (z.B. BHT) zugesetzt, um den fortschreitenden Oxidationsprozess zu unterbinden. Mit 88 – 95 % besitzen Fisch- und Pflanzenöle eine hohe Verdaulichkeit und stellen eine gute Energiequelle für die Fütterung dar [2].
Wissenschaftliche Quellen:
[1] Steffens, W. & Arlinghaus, R. (2008): Der Karpfen. Cyprinus carpio L.; [mit 47 Tabellen]. 6. überarbeitete und erweiterte Auflage. Westarp-Wiss. Hohenwarsleben, S. 61.
[2] Schäperclaus, W. & Lukowicz, M. V. (1998): Lehrbuch der Teichwirtschaft. 4. neubearbeitete Auflage. Parey. Berlin, S. 51 – 209.