Proteine in ausreichender Menge und Qualität sind von besonderer Wertstellung für das Tier. Der Aufbau eines Proteins gestaltet sich aus der Zusammensetzung seiner Aminosäuren. In der Tierernährung ist das Aminosäurenprofil ein entscheidender Qualitätsparameter.
Aminosäuren untergliedern sich in essentielle und nicht-essentielle Aminosäuren. Essentielle Aminosäuren kann der Koi nicht synthetisieren, daher müssen diese zwangsläufig über die Nahrung aufgenommen werden. Nicht-essentielle Aminosäuren kann der Koi im Gegensatz dazu selbst aus den essentiellen Aminosäuren herstellen.
Nur der Gehalt an essentiellen Aminosäuren kann zur Beurteilung der Proteinqualität herangezogen werden. Genau nach dem Prinzip des Liebigschen Fasses (Liebigsches Minimumgesetz) kann eine mangelhafte Aufnahme von essentiellen Aminosäuren zu einer Reduzierung des Wachstums führen [1]. Das heißt der Koi kann die einzelnen Aminosäuren nur soweit für das Wachstum verwenden, bis der Bedarf einer essentiellen Aminosäure unterschritten wird. Dabei ist es egal wie hoch die Menge der anderen essentiellen Aminosäuren ist, nur bis zu dieser einen limitierten essentiellen Aminosäure findet das Wachstum statt.
Eine der essentiellen Aminosäuren stellt die schwefelhaltige Aminosäure Methionin dar. Bei einem ungenügenden Gehalt an tierischem Protein im Futter wirkt diese Aminosäure limitierend auf das gesamte Wachstum [1]. Einer der wichtigsten Aufgaben von Methionin im Proteinstoffwechsel ist die Beteiligung am Muskelproteinaufbau. Viele handelsübliche Koifutter weisen ein unvorteilhaftes Aminosäurenprofil auf, welches nicht dem Bedarf der Koi entspricht und zu einer schlechteren Futterverwertung führt [2].
Aminosäuren stehen in einer engen Wechselbeziehung zueinander. Der Fischorganismus ist in einem gewissen Maß dazu fähig, nicht essentielle Aminosäuren selbst zu synthetisieren und dadurch andere Aminosäuren zu substituieren. So kann mit Cystein in gewissem Maße Methionin, Tyrosin und Phenylalanin substituiert werden [3].
Wie hoch der Bedarf an essentiellen Aminosäuren im Protein zu sein hat, bestimmt sich an der eigenen Aminosäurenzusammensetzung der Fische. Je ähnlicher das Aminosäurenprofil des Futters ist, umso verwertbarer scheint das Protein für das Tier zu sein [1]. Fischmehl weist eine hohe Ähnlichkeit des Aminosäurenprofils auf. Aus diesem Grund ist für Koi ein hoher Fischmehlanteil im Futter vorteilhaft und dient als Kennzeichen für qualitativ hochwertiges Koifutter [2].
Wissenschaftliche Quellen:
[1] Geldhauser, F. & Gerstner, P. (2011): Der Teichwirt. Karpfen und Nebenfische. 9. überarbeitete Auflage. Ulmer Stuttgart, S. 76 – 93.
[2] Schreckenbach, K. (2015): Ernährung von Karpfen in Teichen: Koi-Hobby. Institut für Binnenfischerei e. V. Potsdam-Sacrow.
[3] Schäperclaus, W. & Lukowicz, M. V. (1998): Lehrbuch der Teichwirtschaft. 4. neubearbeitete Auflage. Parey. Berlin, S. 51 – 209.
[4] Steffens, W. & Arlinghaus, R. (2008): Der Karpfen. Cyprinus carpio L.; [mit 47 Tabellen]. 6. überarbeitete und erweiterte Auflage. Westarp-Wiss. Hohenwarsleben, S. 61.